Herausforderung
Die Vermischung der beiden Mistelextrakte erfolgt auch heute noch nach einem Verfahren, das sich auf Rudolf Steiner, den Gründer der Anthroposophie, zurückführen lässt: Der Extrakt der Wintermistel wird kontinuierlich in die Mitte einer rotierenden Scheibe dosiert und durch die Fliehkraft als dünner Film an den äußeren, hochgebogenen Rand gebracht, während der der Extrakt der Sommermistel an mehreren Stellen aus einem Meter Höhe hinzutropft. Beide Säfte werden dann am Scheibenrand intensiv durchmengt.
„Die Titan-Scheibe von einem Meter Durchmesser rotiert während des Produktionsprozesses mit 10000 min-1. Das führt zu einer Umfangsgeschwindigkeit von 1885 km/h und zu Fliehkräften, die das 55.000-fache der Erdanziehung betragen. Diese Energie gilt es regelungstechnisch zu beherrschen“, erklärt Christian Albisser, Leiter zentrale Dienste bei Iscador.
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu unerwünschten Rückwirkungen auf die Stromversorgung, sobald die Anlage auf Hochtouren lief. Teilweise mussten sogar bestimmte Verbraucher während der Produktionsphase abgestellt werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Vor allem bei Laborgeräten bedeutete dies einen erheblichen Verzicht.
„Die Anlage ist nicht kontinuierlich in Betrieb. Die Extrakte der Sommer- und Wintermistel werden lediglich zweimal pro Jahr zu einem heilenden Extrakt verarbeitet“, begründet Schaller, warum die Iscador AG trotz dieser Einschränkungen mit der bisherigen Lösung leben konnte. Für die 2017 beschlossene Modernisierung der bestehenden Installation wurde spezifiziert, dass die neue (an-)treibende Kraft hinter der rotierenden Scheibe keine Netzrückwirkungen hinterlassen und der Umwelt zuliebe rückspeisefähig sein sollte.
Aber es gab auch noch zusätzliche Herausforderungen: Beispielsweise besteht die eigentliche Anlage aus lauter Spezialanfertigungen, deren Daten teilweise unbekannt sind und die nicht verändert werden durften. Außerdem stand nur ein enges Zeitfenster für Probeläufe zur Verfügung.